Ehepaar aus Marburg will keine Geburtstagsgeschenke und sammelt 1.700 Euro für die Frauen- und Familienhilfe ***

Oberhessische Presse, 01.10.2024

Geschenke zum runden Geburtstag, das lehnen Christine Karches und Wolfgang Klammer ab. Das Ehepaar sammelte stattdessen Spenden für Hilfsvereine und unterstützt so die lokale Familienhilfe sowie den Kampf gegen Genitalverstümmelung.

von Ina Tannert

Marburg. Geschenke zum runden Geburtstag gehören auf vielen Geburtstagspartys mit dazu, doch es gibt Alternativen. Christine Karches und Wolfgang Klammer feierten in diesem Jahr beide einen runden Geburtstag, das Ehepaar verzichtete aber auf Geschenke. Sie luden ihre 60 Gäste stattdessen dazu ein, etwas für den guten Zweck zu tun. Ihre Spende-statt-Geschenke-Idee kam sehr gut an, und so steuerten die Gäste stolze 1.700 Euro bei. Das Geld teilen sich die beiden Initiativen „Nala – Bildung statt Beschneidung“ und der „Familienrat Marburg“. Beide möchte das Paar unterstützen und ihre Arbeit bekannter machen.

„Nala“, das Kürzel steht für „nachhaltig, aktiv, lebensnah und aufklärend“, ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Dreieich und kämpft gegen Genitalverstümmlung von jungen Mädchen und Frauen. Die gewalttätige Beschneidung der äußeren weiblichen Genitalien ist in einigen afrikanischen Ländern traditioneller Ritus, findet aber auch in Europa statt. Dem setzt „Nala“ Aufklärung und Bildung entgegen: „Es dauert lange, bis eine solche Tradition verschwindet, das ist wirklich Wurzelarbeit“, sagt Karin Siegmann, zweite Vorsitzende des „Nala“-Vereins. Dieser engagiert sich seit Jahren mit Projekten in Burkina Faso, ist im Projekt „Hessen – engagiert gegen FGM“ aktiv und unterstützt Frauen im In- und Ausland.

Neues Beratungsangebot zu Genitalverstümmelung in Marburg

Auch bei Pro Familia Marburg – Christine Karches ist Leiterin der Beratungsstelle – rückt dieses Thema stärker in den Fokus, nachdem in den letzten Jahren mehr Frauen nach Deutschland flüchteten, die von Beschneidung betroffen oder bedroht sind. Dazu arbeitet die Organisation im Sinne der Prävention mit Nala zusammen.

„Weibliche Genitalverstümmelung hat nichts mit Religion zu tun, es geht darum, die Sexualität von Frauen zu kontrollieren, und ist eine riesige Belastung für den Körper und die Psyche“, betont Karches. Pro Familia baue daher ein Beratungsangebot für Betroffene auf, setzt sich auch dafür ein, dass am Marburger Uni-Klinikum ein gynäkologisches Angebot für die Frauen etabliert wird.

Hilfe für zerrüttete Familien

Die zweite Initiative, die 850 Euro aus der Spendenbox erhält, ist der Bürgerverein „Familienrat Marburg“ mit Sitz in Cölbe. Dieser hilft Familien, die aus der Bahn geworfen wurden und drohen, durch Konflikte zu zerbrechen. Ob durch unvorhergesehene Ereignisse oder gravierende Schul- oder anderer Probleme der Kinder, die Bandbreite ist groß. Das Angebot haben Michael Prüssing und Wolfgang Klammer selbst ins Leben gerufen, unterstützen zerrüttete Familien bei tief sitzenden Streitigkeiten, die sie selbst nicht mehr lösen können, und setzen auf Prävention. „Es gibt eine Reihe von Familien, die das alleine nicht schaffen, nicht können oder wollen“, sagt Klammer.

Die geschulten Familienkoordinatoren beraten die Angehörigen, bringen dabei den Blick von außen mit: „Man setzt sich zusammen und versucht, Konflikte zu lösen, während eine neutrale Person mit dabei ist, und macht einen Plan“, erklärt Prüssing. Mit einbezogen werden dabei auch die direkten sozialen Netzwerke, Verwandte bis hilfreiche Nachbarn. Mit Hilfestellungen von verschiedenen Seiten werden die Familien dabei unterstützt, eigene, nachhaltige Lösungen zu finden.

Weitere Informationen zum Verein „Nala – Bildung statt Beschneidung“ unter www.nala-fgm.de. Der Bürgerverein „Familienrat Marburg“ ist erreichbar unter www.familienrat-marburg.de

OP

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